SY Villa Achterwerk
SY Villa Achterwerk

Montag, den 10.10.2016

Parga
Heute regnet es den ganzen Tag.

So habe ich viel Zeit in unserer schönen Ferienwohnung von den Ereignissen der letzten Tage zu berichten.
Donnerstag, den 6.10. um 10 Uhr übernahmen wir in Patras unseren Leihwagen für die nächsten 2 Wochen. Für 210 € hatten wir einen Kleinwagen bestellt. Da keiner mehr zu Verfügung stand, bekamen wir für den gleichen Preis einen Opel Astra, welch ein Luxus. Unser Navi führte uns zum Fährhafen, direkt unter die Rionbrücke. Die Fähre war auch schon da, sodass wir direkt auffahren konnten. Die enorme Brücke an unserer Steuerbordseite, fuhr uns das Fährboot in 20 Minuten über die schmalste Stelle des Golf von Patras. Die Strecke von 45 km kannten wir ja gut von unseren  Busfahrten und so gab es 1 Stunde später schon frischen Kaffee auf der Villa.
Am Nachmittag fuhren wir zum Lidl. Wir wollten für die Ferienwohnung einkaufen und Werner fuhr mit, um für unsere 3 Hafenhunde Hundefutter bis zum Abwinken zu  kaufen, da er am Samstag nach Hause fährt. Mats, ein schwedischer Segler, der immer im Hafen ist, füttert die Hunde einmal am Tag und ist froh über Spenden von den anderen Seglern.


Freitag morgen um 9.00 Uhr ging es Richtung Norden. Es sollte heute viel Regen geben, auch in der Nacht tropfte es schon von Himmel. Wir waren noch nicht sicher ob wir unser Programm abarbeiten konnten.
Doch nun schien erstmal die Sonne. Nach einer Stunde machten wir die erste Kaffeepause in dem gemütlichen Fischerhafen ASTAKOS. An der Kaimauer lagen auch ein paar Segelboote. Wasser- und Stromanschlüsse gab es auch. Beim Spaziergang  um den Hafen schauten wir den einlaufenden Fischern zu. Dann gings weiter Richtung MYTIKAS.

 

Die Küstenstrasse schenkt uns einen herrlichen Blick über die ionische Inselwelt. All die Inselchen, die wir letztes Jahr und dieses Frühjahr erseglet hatten, konnten wir nun von der Ferne aus bestaunen. Die Landschaft hat sich verändert. Über die einzelnen Bergkuppen hat sich ein Nebelschleier gebildet. Es sieht aus als ob die Berge eine Mütze aufhaben. In Mytika sind wir oft vorbei gesegelt. Wir schauen uns den Hafen an. Nur Fischerboote und ein Segelboot aus Norwegen. Die Männer sind an Bord und lesen. Bei einer Fischersfrau kehren wir ein. Ein Teller frisch frittierter Fisch, gutes Brot mit einer knackigen Kruste und ein Teller griechischer Salat stärken uns für die Weiterfahrt.

Das Wetter meint es noch gut mit uns. Es sind viele Wolken am Himmel, doch vom Regen noch keine Spur. Eine gute Stunde dauert unsere Fahrt ,am ambraktischen Golf vorbei, Richtung Preveza. Dort haben wir letztes Jahr unser Boot für 2 Monate an Land gehabt, um das Unterwasserschiff zu erneuern.
Das erstemal fahren wir durch den Tunnel ( 3.00€ ) unter der Bucht hindurch, die AKTIO mit Preveza verbindet. 15 Minuten später erreichen wir die Stadtmauer der antiken Stadt NIKOPOLIS - die Siegesstadt. Kaiser Augustus gründete 31 v. Chr. die Stadt, da er hier Marcus Antonius und Kleopatra, in der Seeschlacht von AKTIO, besiegt hatte. Zu seiner Regierungszeit lebten hier ca. 300 000 Menschen. Ein Erdbeben zerstörte 375 n.Chr. die Stadt vollständig.

Da wir uns zwischen 15.00 und 16.00 Uhr bei unserer Ferienwohnung angemeldet hatten, mussten wir uns nun sputen. Noch 65 km und der Himmel wurde  immer grauer. Es war wenig Verkehr und die Autostrasse gut ausgebaut. Parga erreichten wir um 15.45 Uhr. Wir wohnen eine Bucht weiter in Valtos. Schon kurz vor Parga begann es zu regnen, ein paar Minuten später goss es wie aus Kübeln. Wir hatten unsere Ferienwohnung zwar erreicht, konnten aber nicht aussteigen. Das Wasser floss rechts und links an uns vorbei den Berg hinunter. Doch eine halbe Stunde später wurden wir belohnt. Eine gemütliche Ferienwohnung, kleine Küche, sehr schöne Möbel, Doppelbett und Einzelbett, Balkonmöbel, einen Blick über die gesamte Bucht und vor allem auf die Segler, die dort unten hin- und her schaukelten, so wie wir letztes Jahr. Nach 2 Stunden war der Regen vorbei. Wir wohnen glücklich in der ersten Etage. Im Erdgeschoss sind die Wohnungen voll Wasser gelaufen. So viel Wasser vom Himmel hat man in Parga lange nicht gesehen.

Am Samstag morgen weckte uns die Sonne. Nach dem Frühstück machen wir uns zu Fuss auf den Weg nach Parga. Wir kennen Parga ja nur von der Seeseite aus.  Monique und ich hatten im letzten Jahr -nachdem wir an Land geschwommen waren-, einen Strandspaziergang gemacht. Parga liegt in einer Kesselbucht mit vielen vorgelagerten Inselchen. Der Ortskern klebt mit seinen bunten Häusern auf einer Anhöhe, die auch zum venezianischen Kastell führt. Es erinnert uns hier sehr viel an Italien. Parga ist touristisch voll erschlossen und auch um diese Jahreszeit gut besucht. Vor allem englische Urlauber, aber auch viele holländische und deutsche Wanderer.

 

Um 12.00 Uhr stehen wir vor der kleinen Bimmelbahn, mit der man in 2 Stunden die hoch über Parga liegende osmanische Festung TRIKORFO, besuchen kann. Die Festung war nur während der Regierungszeit ihres Erbauers Ali Pascha bewohnt. ( Werde später über ihn berichten ). Wir überlegen nicht lange und steigen ein. Der Zug bummelt mit uns den Berg hinauf, vorbei an herrlich grünen Wiesen mit bunten Blumen, alten Bauernhöfen und immer den wunderschönen Ausblick rüber zu den Inseln Paxos und Antipaxos. Auf dem Heimweg gibt es einen Stopp in dem noch echt griechischem kleinen Dorf Anthousa. Dort wird die Bäckerei, mit ihrem Bauernbrot und frischen Leckereien, geplündert. Denn so langsam haben alle Bimmelbahnfahrer hunger.

Da ab Montag wieder eine Schlechtwetterfront in unsere Richtung zieht, machen wir am Sonntag den Ausflug, den wir für die nächsten Tage geplant hatten. Es geht 20 km zurück Richtung Preveza. In Ammoudia, was wegen des Zulaufs von Flusswasser so viel wie "süsser Hafen" heisst, befindet sich die Mündung des Flusses Acheron.
Dieser ist aus der der griechischen Mythologie bekannt als das Tor zum Hades, dem Totenreich. Der Fährmann Charon begleitet die Seelen der Toten auf dem Fluss in den Hades. Er verlangt dafür einen Obolus. Aus diesem Grund wurden früher die Toten mit 2 Goldmünzen bestattet.

Es sind nicht viele Besucher, vielleicht 4 oder 5 in der alten Welt zu treffen und so können wir uns ungestört in den Mauern der Vergangenheit bewegen.
Die alten Gemäuer sind zum Teil schon mit neuen Elementen verbunden.

Es gab Räume zur Vorbereitung, zur Reinigung und einen Opfersaal. Und auch einen Raum, wo die Besucher mit einem Kräutergemisch in eine Art Trancezustand gebracht wurden, bevor sie das Tor in die Unterwelt ( Krypta ) betreten durften. Unter dem Mittelsaal liegt in den Fels gehauen, ein unterirdischer Raum, der finstere Palast der Persephone und des Hades. Hier hatte der Ratsuchende das Orakel erreicht. Auch wir halten hier eine innere Einkehr, denken an unsere Lieben die ihre letzte Reise angetreten haben und zünden ein Kerzlein an.
Wieder die Sonne erblickend machen wir uns auf den  "second way", einen alten Weg über die Mauer, die das ganze Heiligtum umgibt.

Laut Homer riet die Zauberin Kirke Odysseus hier in die Unterwelt hinabzusteigen, um so den Heimweg nach Ithaka zu erfragen. Er musste sich vorher eines genauen Rituals unterziehen. Die speziellen Räume für die einzelnen Abhandlungen von Opferungen, Waschungen und Spenden, kann man bei den Ausgrabungen erkennen.
Auch Orpheus ( Oper: Orpheus in der Unterwelt ) suchte und fand hier seine Eurydike. Und Herakles, der den dreiköpfigen Kerberos, den niemals schlafenden Wächter in Hundegestalt, für seinen König überlisten wollte. 

Wir fahren nun nicht zurück zur Küste, sondern 20 km weiter ins Landesinnere, um die "springs of acheron" zu besuchen. Wir fahren durch eine schöne Herbstlandschaft, kaum ein Wagen kommt uns entgegen. Dort wo das Flusswasser aus den Bergen kommt, kann man Raftingtouren buchen oder mit den Pferden durch die Natur galoppieren. Es ist aber jetzt sehr ruhig. Wir machen einen schönen Spaziergang entlang des Flusses, bis es nicht mehr weitergeht. Auch hier hat es vor 2 Tagen ordentlich geregnet. Das Wasser sprudelt aus vielen, kleinen Rinnen aus dem Berg heraus.

Zurück zum Auto kaufen wir noch beim Naturfreund und Kräutersammler Dimitris, Thymian und Salbei.
Dannn müssen wir noch über den Gebirgszug um zurück nach Parga zu kommen. Es sind eigentlich nur 16 km Entfernung. Doch wir landen auf einer Feldstrasse weit den Berg hinauf und befürchten schon, wir kommen nicht mehr runter, da wir nicht drehen können. Glücklich steht in der Wildnis noch ein Haus und die haben ein Auto, also können wir da auch drehen. Wieder unten auf der Hautstrasse angekommen, fahren wir in die andere Richtung. Nach 2 km gibt es dann tatsächlich den Abzweig nach Parga. Auf dem Bergrücken finden wir eine kleine Taverne. Wir sind die einzigen Gäste und geniessen die Aussicht, das leckere Essen und einen ganzen Liter klares Bergwasser. Der Junge Wirt sprach hervorragend Deutsch und lud mich noch zu einem Ouzo ein, Fred musste ja fahren. Um 17 Uhr sind wir wieder zurück und geniessen die letzten Sonnenstrahlen auf unserem Balkon.

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© Ursula Alewijnse