SY Villa Achterwerk
SY Villa Achterwerk

Freitag, der 16.06.2017

Die SY Villa Achterwerk ist gestern sicher in eine Marina in der Türkei eingelaufen.

Sobald Uschi über WLAN verfügt, wird sie sich persönlich melden.

 

gez. Hein Blöd

Villa Achterwerk in der Türkei 15.6.2017

Montag, den 12.6.2017

Morgens: Insel Nisyros, Porto Pila
Abends: Insel Symi, Ormos Panormitis

Heute geht es endlich weiter. Beim verlassen dieses geschützten Hafens begleitet uns der letzte Windzug. Äolios, der Gott der Winde, hat sich ausgetobt. Wir setzten zwar die erste Stunde das Vorsegel noch bei, weil wir etwas Rückenwind von unserer Vulkaninsel bekommen, aber dann ist Schluss. Der Motor bleibt die nächsten 7 Stunden an. Es ist etwas bewölkt und das Meer sieht aus, als wenn man zu Silvester Blei aufgelöst hat. Wir müssen ganz genau nach Karte fahren, sonst sind wir in der Türkei, ohne es zu wollen. Die Grenze zwischen Griechenland und Türkei verläuft hier so, als ob ein Hase im Zickzack über das Meer gesaust wäre.
Symi ist eine kleine Insel von nur 67 km². Die Bewohner lebten jahrhunderte von der Schwammfischerei und der Landwirtschaft; heute ist der Tourismus dazu gekommen. Symi liegt zwischen den Ferieninseln Kos und Rhodos und ist auch bei Seglern zum Landeswechsel sehr beliebt. Uns zieht es in die südlichste Bucht von Symi denn morgen wollen wir rüber nach Rhodos. Es ist immer ein komisches Gefühl wenn man einfach auf eine Felsenwand zufährt ohne die Einfahrt ausmachen zu können. Doch dann haben wir die 120 m Öffnung im Felsen gesichtet und dann ..... wir glauben wir stehen ( schwimmen ) im Märchen. Wir schauen auf kristall klares Wasser von 3-7 m. Vor uns eine Klosteranlage die direkt am Ufer und mal nicht hoch oben auf den Bergen steht. Nur ein paar Segler ankern in dieser grossen  Bucht und ein paar kleine Fischerboote.
Ich drehe erstmal ein paar Runden im Wasser. Die Kirchenglocke, die jede 1/2 Stunde ertönt, lässt uns erstmal erschrecken, so donnert ihr Klang über das Wasser. Um 16 Uhr kommt ein Ausflugsboot mit Ausflugsgästen von Rhodos. Vom Boot sieht es aus, als würden überall Ameisen herum krabbeln. Nach einer Stunde herrscht wieder absolute Ruhe. Das Kloster ist dem Erzengel Michael geweiht. Die erste Kirche dieser Anlage entstand wohl im 5. oder 6.Jh. als das Christentum hier auf der Insel Fuß fasste. Heute ist das Kloster ein Wallfahrtsort. Ab 19 Uhr hallt der Gesang der Mönche über die Bucht. Es wird eine ruhige und erholsame Nacht vor Anker.

Dienstag, den 13.6.2017

Morgens: Insel Symi
Abends: Insel Rhodos, Marina Rhodos

Heute überqueren wir den Rhodos Schiffskanal. Das heisst gut aufpassen. Zu den grossen Berufsschiffen kommen heute noch die Kästen von Kreuzfahrtschiffen hinzu. Mal haben wir Wind, mal geht es nur mit dem Motor weiter. Zu zweit ist man immer beschäftigt. Da wir keine Steueranlage haben, muss immer einer am Rad stehen und das bin meisstens ich. Auch das Logbuch muss geführt werden; jede Stunde wird in der Karte eingetragen wo wir uns gerade befinden, auch meine Arbeit. Ich denke immer, wenn kein Wind ist habe ich mal Zeit etwas im Boot zu tun, aber das gelingt meisst nicht. Kurz vor Rhodos donnert und blitzt es in den Bergen, doch wir bekommen nichts mit. In Rhodos ist alles etwas grösser, voller und die Hafeneinfahrt ist gigantisch. Wir gehen erst gar nicht in den wunderschön gelegenen Stadthafen Mandraki. Der ist eigentlich immer voll und man wird weggeschickt. In der neu eröffneten Marina werden wir freundlich empfangen und können unsere Villa, wie in alt gewohnter Weise, mal wieder längsseits verfestigen. Wir holen unsere Fahrräder heraus und machen uns auf zum alten Hafen und einer ersten Altstadt Besichtigung.

Rhodos, auch die Roseninsel genannt, wurde von den Minoern aus Kreta besiedelt. Der Gott des Lichtes, Helios, hat sie als Geschenk erhalten. Mit 1398 km²  ist sie einer der grössten Inseln im Mittelmeer. Die Altstadt spricht Bände der Vergangenheit: Mykener, Dorier, Römer, Byzantiner, Johanniter, Türken und Italiener; all diese Nationen haben Rhodos ihren Stempel aufgedrückt. In der Altstadt hat man das Gefühl alle Nationen auch heute noch auf einmal anzutreffen. Am gewaltigsten ist wohl die Ritterburg aus der Zeit der Kreuzritter. Die vielen Moscheen aus Zeiten der türkischen Herrschaft und nicht zu vergessen: der KOLOSS VON RHODOS.
Die etwa 37 m hohe Bronzestatue wurde dem Gott Helios geweiht. Sie wurde als Siegerdenkmal 304 - 292 v. Chr. an der Stelle des Kastells Agios Nikolaos erbaut und gehörte zu den sieben Weltwundern der damaligen Zeit. Ein Erdbeben brachte den Koloss jedoch schon 227 v. Chr. zum Einsturz.
Zurecht wurde die Altstadt von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt.

 

Durch die großen Kreuzfahrtschiffe ist ordentlich was los in der Stadt. Soviel Trubel sind wir durch unsere Buchten nicht mehr gewohnt. Wir schauen wo sich die Port Police versteckt, denn wir wollen morgen ausklarieren. Anschließend suchen wir uns am Strand eine nette Taverne, schauen der Segelschule beim Training zu und machen uns dann auf die Heimfahrt zu unserer Villa.
Am nächsten morgen geht es schon früh mit den Rädern zum Llidl. Mittlerweile haben wir nun jeden Tag so um die 30 Grad. Die 3 km Fahrt wird etwas länger, wollen wir doch nicht die Hauptstraße entlang. So wird des Weg zum Llidl natürlich doppelt so lang. Zurück und vollbepackt, geht es denn doch über den Fußgängerweg, die Hautstraße entlang. Heute nehmen wir die Fahrräder nicht mit in die Stadt. Nach dem Ausklarieren wollen wir eine Stadtrundfahrt mit dem Bus machen; man kann überall einsteigen, aussteigen und mit dem nächsten Bus wieder weiterfahren.
Doch zuerst geht es zur Portpolice. Mit den griechischen Behörden ist das immer so eine Sache. Keiner kennt die Gesetzte, die sich wohl z. Zt. auch dauernd ändern, so genau. Und da haben sie uns!! Ein Satz fehlt in den Versicherungsunterlagen. Wir bekommen die Dokumente erst, wenn wir von unserer Versicherung eine neue Bescheinigung haben.. P u n k t ! Wir fahren mit dem Taxi zurück zur Marina. Fred ist völlig ausser sich. Ich durchwühle nochmal alles was ich von der Versicherung habe. Nichts !
WLAN geht hier nur im Marinabüro; mein gekauftes ABO bei WIND hat hier sowieso keinen Empfang. Wir erklären den Damen im Büro was unsere Probleme sind.
Fred ruft bei der holländischen Versicherung an und wir schicken eine Email mit einem Foto von einem Schriftstück der Port Police, was unbedingt draufstehen muss. Ich bleib in der kleinen Bar sitzen und warte auf Anwort; Fred geht derweil tanken. Als ich nach einer Stunde immer noch keine Email habe, rufe ich wieder die Versicherung an. Der Herr, mit dem Fred gesprochen hat, ist nicht mehr erreichbar. Ich schildere unseren Fall erneut. Nein, um 14.08 Uhr ist keine Email von uns eingegangen; doch er weiss worum es geht. Wir sitzen mittlerweile wieder im Hafenbüro. Ich habe nun der Versicherung die Emailadresse von der Marina gegeben. Nur 10 Minuten später haben wir das Fax mit dem richtigen Satz in der Hand. Zur Info: der Herr bei der holländischen Versicherung ist Türke. Wie sagte schon Petra, die vor 14 Tagen in der Türkei einklariert haben: " Hier geht alles etwas zackiger ". Wie Recht Du hast, liebe Petra! Die Dame im Hafenbüro sagte uns, das der nächst Bus in 10 min in die Stadt fährt.Wir nichts wie los. Nach einer Stunde warten immer noch kein Bus zu sehen; Taxi gab es auch keins. Da es mittlerweile auch heiß wurde, machten wir uns auf dem Weg; da kam der Bus. Er musste an einer Ampel warten und nahm uns noch mit. Nun mussten wir zur Passkontrolle. Dort stand gerade eine ganze Bootsfracht Tagesurlauber aus Marmaris / Türkei, die alle wieder ihren Stempel brauchten. Wir mussten erstmal Platz nehmen bis die alle wieder an Bord waren. Dann Gesichtskontrolle, noch ein paar Stempel und dann ein Gebäude weiter. Dort im Customerbüro, brauchten wir noch eine Bescheinigung. Die Dame war sehr freundlich, unterhielt sich mit uns über ihr schönes Griechenland und doch wusste sie nicht, was sie mit uns machen sollte. Das Traffic Dokument aus Messolonghi sah sie sich an und meinte, das Papier kenne sie nicht denn Messolonghi wäre weit weg und ob sie das Schiffsdokument behalten müsse ?
Ok Gott, ich glaube ich brauche neue Blutdrucktabletten. Das bekommt sie nicht. Dann legte sie mir den Zettel vor, den wir noch mit Stempel brauchten.  Den solle ich ausfüllen, natürlich in griechisch. Als ich dann 3x fragte: was ich wo schreiben solle, lachte sie und begriff nun endlich, dass ich weder griechisch reden noch schreiben kann, füllte sie den Zettel selber aus. Dann gab es auch noch den Stempel. Wir rasten vorbei an den schönsten Cafes, vorbei an den gemütlich schlendernen Urlaubern zurück zur Port Police. Dort hatte der Kollege längs Feierabend. Es ist mittlerweile 17.30 Uhr. Heute morgen um 10.00 Uhr waren wir das erstemal hier. Eine Kollegin wusste aber bescheid und 10 Minuten später hatten wir endlich unsere Ausreisepapiere.
Eigentlich träumten wir schon den ganzen Tag von Kaffee und Kuchen, doch der Rundfahrtbus fuhr in 2 Minuten los. Zum Glück hatten wir Wasser dabei; also rein in den Bus. Als wir dann um 18.30 Uhr endlich Kaffee und Kuchen bestellten, fragte uns der Kellner ob wir nicht lieber Abendbrot wollten?
Jetzt ging es uns gut. Wir hatten unsere Papiere, Kaffee und Kuchen waren lecker und wir trödelten durch die jetzt leeren Gassen der Altstadt. Die Kreuzfahrtboote hatten nun endlich abgelegt. Zurück auf dem Boot bereitete ich wohl für längere Zeit das letzte Schnitzel zum Abendbrot. Der Wind blies die ganze Nacht heftig. Doch wir wollten am nächsten Tag, nichts wie weg hier.

Donnerstag, den 14.6.2017

Morgens: Rhodos, Griechenland
Abends: Fethiye, Türkei

Heute sollte es endlich geschehen. Die rote Flagge mit dem Halbmond sollte unter der Steuerbordsaling flattern. Doch wir hatten auf Rhodos einen Klabautermann an Bord! Ich hatte mein ipad die ganze Nacht am Strom um es aufzuladen; denn das brauchen wir zum navigieren. Das Teil war aber nicht geladen! Also 12 v Stecker anschließen und mein Radio anmachen; doch das stotterte auch nur vor sich hin. Ein Blick auf die Stromleiste ergab:, kein Strom, dabei hatten wir Extrastrom bezahlt. Der Stromschalter bei uns war ausgeschaltet; waren wir gestern so durch den Wind? Keiner von uns beiden konnte sich erinnern und ich hatte ja auch noch meinen Induktionsherd an. Ok, um 7.30 Uhr wollten wir starten, doch der Motor wollte auch nicht; war doch die ganze Nacht unser Kühlschrank an. Wir liessen den Motor eine 1/2 Stunde laufen und so konnte ich noch im Schiff alles auf seinen Platz räumen. Unterwegs ist das immer etwas schwierig.
Direkt nachdem wir den Hafen verlassen hatten, setzten wir die Genua. Die Sicht war so klar wie selten zuvor. Wir konnten die hohen Berge der Türkei, die von hier aus doch ca. 70 km entfernt liegen, sehen. Die Berufsschifffahrt lies uns heute mal in Ruhe und die Kreuzfahrtschiffe nahmen die andere Richtung. Ausser uns gleiteten nur 2 Segelboote Richtung Türkei; endlich Frieden. Bald schoss ich das letzte Foto von Europa, denn landen werden wir heute auf einem anderen Kontinent: Kleinasien.

Um 11.20 Uhr hissen wir die türkische Flagge an Steuerbord, Backbord weht die gelbe Q-Flagge, die wir erst wieder abnehmen dürfen, wenn wir in der Türkei eingescheckt haben. Ab dem frühen Nachmittag bekommen wir mehr Wind. Bald können wir auf der Steuerbordseite die Halbinsel Gemiler erkennen. Dort waren wir vor 13 Jahren als wir ein Boot in Göcek gechartert hatten. Der Golf von Fethiye ist uns als Segler also nicht unbekannt. Die grosse Bucht von Fethiye ist, zu unserer Überraschung, voll gespickt mit Segelbooten, Gullets und kleinen Ausflugsbooten. Aus den wunderschön anzusehenden Hotelkomplexen, der Natur angepasst, tönen Musik und Kinderstimmen herüber. Direkt hinter der ECE Marina, von wo wir morgen einklariern möchten, fällt um 17.30 Uhr unser Anker; direkt vor einem kleinen Strandbad. Wir blicken auf das Gebirge und die wunderschöne Altstadt von Fethiye. Wir haben es geschafft. In nur 15 Fahrtagen haben wir nach 564 sm, das sind etwa 1100 km, unser Ziel erreicht. Abends ruft der Muezzin zum Gebet. Ich sitze noch lange draussen und lasse meine Gedanken baumeln. Ich freue mich auf das Land, welches wir seit 20 Jahren, vor allem im Winter zum wandern bereisen. Auf die Freunde und die Bekannten die auf uns warten. Die es zum Teil kaum glauben können, dass man auf einem schwimmenden Kahn von Holland bis in die Türkei kommt. Ich klopfe meinem Schiffchen, das uns durch Wind und Wellen immer sicher hierher getragen hat, sanft auf seine Plastikhaut. Ich bin mir sicher, ausser Plastik gibt es da noch etwas anderes im Verborgenen; ganz sicher. Vielleicht ist es ja auch wirklich nur ein Seeklabauter.

Hein Blöd und Käpt’n Blaubär, die während der ganzen Reise nicht einmal von Bord waren, scheinen nun auch etwas erschöpft zu sein.

 

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© Ursula Alewijnse