Samstag, den 15.10.2016
Wandertag in Meteora
Heute morgen: der erste Blick auf die Meteorafelsen. Es ist schon kurz vor 9.00 Uhr und die Sonne lässt sich noch nicht sehen. Also nehmen wir uns Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Gestern Abend
haben wir neben unserer Unterkunft in einem Gartenlokal gegessen. Wie gut das ich unsere dicken Fleecejacken mitgenommen hatte. Es kühlt hier doch schon bis auf 8 Grad runter.
Um 11 Uhr geht es los. Schon nach 10 Minuten sind wir am Kloster Nikolaos. Das kleine Kloster stand fast 10 Jahre leer, bis 1960 mit den Restaurationsarbeiten begonnen wurde. Wertvolle Wandmalereien aus der byzantinischen Zeit des berühmten Mönches Theofane Strelitsa ( kretische Schule ) sind hier zu bestaunen. Bevor man die Treppe hinauf steigt, kommt man an einer kleinen Kapelle vorbei, die in die Felswände eingebaut ist.
Hier stecken wir 2 Kerzchen an.
Das Kloster hat viele kleine Gänge. Byzantinische Gesänge begleiten uns durch die engen Mauern mit den wunderschönen Bildern an den Wänden. Auf der Dachterasse angekommen, hat sich die Sonne langsam
durch die Wolkendecke geschummelt. Es liegt noch etwas Nebel über dem Tal und auf der anderen Seite über den Bergen des Pindosmassivs.
Nachdem wir das Kloster besucht haben machen wir uns auf unseren Wanderweg. Ein guter Wanderpfad führt uns auf eine Ebene hinter die grossen Felsen, mit ihren Klöstern auf den Spitzen. Da ist es wieder, das Gefühl im Schwarzwald oder in der Schweiz zu sein. Den tollen Wanderweg haben wir von Biggi und Michael in Parga als Copie bekommen. Keine Menschenseele begegnet uns, nicht mal eine Schildkröte kreuzt unseren Weg. Bis wir vor dem Aufzug des Klosters Ypapantis stehen. Auf der anderen Seite der Felswand sehen wir einige junge Leute sitzen. Dort gibt es ein Monument mit einer tollen Aussicht. Nach einer 1/4 Stunde sind wir auch dort. Herrlich der Blick in die Ferne und vor allem zum Kloster. Die Schülergruppe ist aus Deutschland. Wir lauschen den Lehrern bei neuen Informationen zu.
Nach einer 1/2 Stunde Pause geht es durch einen Eichenwald hinauf zum Kloster Meteora. Wir haben die Autostrasse erreicht und so auch 650 m Höhenunterschied überwunden. Wir wandern etwas hinunter zum Kloster. Dort gibt es einen Abstieg irgendwo durch die Felsen hindurch, doch der soll nicht so ganz easy sein. Wir beschliessen die gut ausgelegte Autostrasse nach Kastriki runter zu laufen. Die sind wir schon vor 2 Tagen mit dem Auto gefahren. Es hat sich auch voll gelohnt. Auf der Strasse brauch man nicht nach jedem Stein und Strauch zu schauen. Die wenigen Autos hört man schon von weitem und so kann man sich ganz auf den wunderbaren Ausblick konzentrieren.
Gegen 17 Uhr waren wir wieder zurück. So ca. 17 km auf dem Buckel und einen Höhenunterschied von ca. 600 m. Schön ein Bierchen geniessend, sitzen wir nun auf dem Balkon und schauen zu, wie unsere 4 belgischen Nachbarn die grosse Kletterwand hinunterkrabbeln.
Mir wird schon komisch wenn ich da nur rauf schaue.
Freitag, den 14.10.2016
Kastraki,Meteora
Seit gestern fühl ich mich wie Alice im Wunderland. Wir sind in Meteora, der mystischen Landschaft im Tal des Pindosgebirges. Wie riesengrosse Steinpilze in einem Märchenwald schiessen die Meteorafelsen empor, auf denen sich verstreut über 30 Klöster befinden.
Die letzten 3 Tage im Hotel in Parga, hatte ich eine kleine Krankenstation zu betreuen. Fred war von einer Wespe in die Kniekehle gestochen worden und konnte nur schlecht laufen. Unsere Balkonnachbarn aus Krefeld, auch solche Wandervögel wie wir, hatten ebenso Pech. Biggi stürzte nach dem Swimmingpoolbad auf dem Marmorfussboden und musste zum Arzt. Starke Prellungen, grosse Schmerzen. Da es in den 3 Tagen auch viel regnete, hatten wir 4 viel Zeit um uns gegenseitig von unseren Ausflügen zu berichten. Am Mittwoch konnte Fred dann wieder laufen und wir verabschiedeten uns von Parga mit einem Spaziergang zum venezianischen Kastell, welches auf den Ruinen einer Normannenburg erbaut wurde. Ein herrlicher Ausblick in der Nachmittagssonne, herüber zu den vorliegenden kleinen Inselchen, die man nur mit dem Boot erreichen kann.
Am Donnerstag, um 11.00 Uhr, ging es los. Wieder Richtung Norden aber diesmal auch nach Osten. Nach einer Stunde erreichten wir die Autobahn. Die Strecke führte uns durch das Pindosgebirge, in das Tal des gleichnamigen Flusses. Seit dem 2. Jahrtausend vor Christus ist dieses fruchtbare Tal besiedelt.
Das Pindosgebirge hat insgesamt mehr als 200 Gipfel. Der höchste Berg ist 2637 m hoch und nach dem Olymp der zweithöchste Berg Griechenlands. Das Gebirge ist ca. 250 km lang und trennt das ionische Meer vom ägäischen Meer. Hier findet man noch Bären, Wölfe, Luchse und Adler. Dichte Tannenwälder und jetzt, im Herbst, einen bunten Mischwald.Schon nach einer Stunde Autofahrt haben wir das Gefühl, in der Schweiz oder im Schwarzwald angekommen zu sein. Also, auf zur alten Eiche.
Hier im Tal des Pindos glaubten die Menschen, dass Göttervater Zeus nicht auf dem Olymp wohnte. Die Priester verkündeten ihr Orakel unter einer alten Eiche. In dem Rauschen der Blätter meinten sie, die Stimme Zeus zu erkennen, der hier unter der Erde der Eiche wohnte und das Zwitschern der Vögel war die Kommunikation zwischen Himmel und Erde.
Bei der Eiche wurde später auch der erste Tempel erbaut .
1 1/2 Stunden schlängelte sich nun eine kleine Strasse durch das Gebirge hinunter nach Meteora. Vor 25 Millionen Jahren befand sich das Gebiet um Meteora unter Wasser. Ausgehend von einer
Verformung der Erdkruste, wurde um Meteora eine Felsmasse mit Geröll und Gestein heraufgeschleudert. Vor ca. 10 Millionen Jahre wurde das heutige Bild der Meteora-Felsen erschaffen. Regen und
Bachläufe bringen noch weiterhin Veränderungen ins Bild.
Im 9. Jh. liessen sich Eremiten von den zum Teil von ihnen besiedelten Felsen herunter, um dort in Höhlen und Felsspalten Gebetsmöglichkeiten zu schaffen. Erst im 12. Jh. wurde für den Hlg. Stephanos
das erste Kloser erbaut. 1356 erbaute ein Mönch namens Athanassios Kinovitis, auch Meteoritis genannt, auf dem Platys Felsen eine grosse Anlage. Meteora bedeutet: wie in der Luft, zwischen Himmel und
Erde schwebend.
Von den ca. 30 Klöstern sind nur noch 6 bewohnt. Die Dörfer Kalambaka und Kastriki werden von dicken Bussen und im Sommer von Autoschlangen bevölkert. Jeder, der 2 Betten frei hat, möchte diese auch vermieten. Und doch, jetzt im Herbst, geht es ganz gemütlich zu. Ein paar Wanderer, Kletterer und Einige, die nur etwas Ruhe zwischen den mystischen Felsenwänden suchen. Wir haben ein gemütliches Zimmer, mit Blick auf die Felsen. Das Frühstück hält uns den ganzen Tag satt und wir geniessen die Ruhe beim Blick ins ferne Tal. Gestern war mir noch mulmig, als ich vom Balkon hinauf auf die Klöster schaute. Ich bin ja nicht schwindelfrei. Doch heute morgen ging es dann doch los.
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Wagen ca. 4 km nach Kalambaka. Wir liefen hoch in die Altstadt, wo ein schöner Wanderweg in eine Schlucht führt. Auf dem Weg machten wir an einer byzantinischen Kapelle Rast. 2 Stunden später fuhren wir mit dem Auto hinauf in das Naturwunder. Ein wundervolles Panorama, man kann es nicht beschreiben, sahen wir vor uns. Auf einigen kleinen Köpfen der Nadelspitzenfelsen steht noch eine kleine Kapelle. Dort kommt man auch heute noch nur über eine Leiter -oh Schreck-, oder einen kleinen Korb mit einer Seilbahn, die durch einen Elektromotor betrieben wird, hinauf. Mir wird schon beim Hinschauen schwindelig. Wir besuchen das Meteorakloster, das grösste und auch für Touristen erschlossenste. Frauen müssen Röcke anziehen wenn sie das Kloster betreten wollen. Übernachten möchte ich hier nicht, überall geht es steil nach unten. Das Haus in dem wir wohnen, können wir wie eine kleine Stecknadel wiederfinden.