SY Villa Achterwerk
SY Villa Achterwerk


Fethiye, Türkei

Gut ausgeschlafen werden wir Freitagmorgen wach. Um 6 Uhr  lauert die Sonne über der Spitze des über 2000 m hohen Taurusgebirges. Die ganze Nacht hat sich die Ankerwache nicht gemeldet; die Villa hat sich kaum vom Fleck bewegt. Gegen 10 Uhr nimmt Fred per Funk Kontakt mit der nur 200 m entfernten ECE Marina auf; wir werden erwartet. Den Chef der Marina kennen wir von den türkischen Abenden auf der Boot Düsseldorf. Ein Marinero in einem Schlauchboot gibt mir die Mooringleine an und 5 Minuten später haben wir Strom und Wasser. Als wir mit unseren Papieren Richtung Marinabüro gehen, treffen wir auch schon den Boss persönlich.
" Hoşgeldiniz - Herzlich Willkommen " 
Der Hafen ist, uns wundert es doch, zu 3/4 belegt mit vielen Charterschiffen. Alles ist bestens hier, uns fehlt es an Nichts. Am frühen Nachmittag kommt Azizz aus Göcek. Wir haben vor 13 Jahren hier im Golf von Fethiye mal ein Boot gechartert. Wilma ist Holländerin, Hasan war früher bei der türkischen Marine; sie haben eine kleine Flotte. Früher waren sie oft auf der Boot Düsseldorf und dort haben wir uns auch kennengelernt. Wir haben gemütliche Stunden in Düsseldorf verbracht und als wir hier das Boot gechartert haben, war es wie von Freunden willkommen geheisst zu werden. Hasan hat immer gesagt: " Wenn ihr mit eurem eigenen Boot kommt, nehme ich die Leinen entgegen ". Hat allerdings 13 Jahre gedauert. Da eine seiner Chartercrews Pech hatte musste Hasan nach Marmaris ausweichen. Azizz, seinen Bruder, kannten wir auch und so freuten wir uns ihn wieder zu sehen. Ich hatte Wilma vorher unsere Papiere per Foto und Handy ins Büro geschickt und so konnten wir uns mit Azizz auf den Weg machen um einzuklarieren. Wir wollen ja nicht ewig in Quarantäne leben. Zum Glück sind alle Behörden in unmittelbarer Nähe des Hafens. Doch bei weit über 30 Grad ist fast jeder Schritt zuviel. Zum Schluss fehlte nur noch das Visum für meinen Holländer denn Deutsche brauchen keins. Auch diese " Briefmarke " für 25.00 € bekamen wir im Hafen. Nun gingen wir zurück zur Villa und Azziz machte den Rest alleine. Um 16.50 Uhr war es geschafft und für die Männer gab es ein kaltes Bier, für mich eine Cola. Als wir abrechnen wollten sagte Azziz:  " Das macht ihr mit Wilma ".
Ach so, die Q Flagge haben wir dann auch herunter gelassen.
Hoşgeldiniz; wir sind angekommen!!

Der nächste Weg führt uns zum Shop von Türkcel; von wegen Urlaub und ausruhen.
Wir erwerben zu günstigen Konditionen Prepaidcards für Handy und iPad und es funktioniert sofort. So jetzt geht es an die Promenade. Ich rufe direkt Ina, unsere Bekannte in Kemer an:      " Jooooo, wir sind schon ganz nah bei euch ", freu, freu !!
Ich lasse Fred alleine zum Boot zurück gehen und mache mich auf zu den neuen, schicken Läden, die ich bis jetzt noch nie in der Türkei gesehen habe. Dann noch durch den Basar und über den Fischmarkt mit seinen herrlichen Lokalen. Deutsche, Holländer, Skaninavier, Russen und viele türkische Urlauber tummeln sich hier herum. Auf dem Gemüsemarkt kaufe ich leckere, süsse Kirschen; das Kilo für ca. 2 €. Dann bekomme ich einen Anruf; glücklich gehe ich sofort an den Apparat. Die junge Dame von Türkcel informiert mich, dass sie unter den Anträgen meinen Ausweis gefunden habe. Ich stehe, Gott sei dank, fasst vor dem Laden. Zurück im Boot sage ich Fred, dass heute unsere Küche kalt bleibt. Ich habe die letzten Tage immer selbst gekocht.
Wir duschen, machen uns schick und gehen erstmal im Hafen auf Suche nach der Esmeralda. Esmeralda ist das Schiff von unseren Freunden, welches 2003  in Griechenland gestohlen wurde und ein Jahr später, hier in der Bucht von Fethiye, gefunden wurde. Vor 13 Jahren haben wir es hier im Hafen gesehen und siehe da, da ist die alte Lady. Mir schiessen doch ein paar Tränen in die Augen denn auf dieser alten Lady haben wir mit die schönsten Stunden in unserem Seglerleben verbracht.
Die Esmeralda ist gut in Schuss und das freut uns sehr.
Nun hab ich aber Hunger, denn zum Essen hatten wir noch keine Zeit. Wir suchen uns auf dem Fischmarkt ein nettes Restaurant. Ein Kellner kommt mit einem Vorspeisenteller, der fasst so groß ist wie er selbst, an. Aus ca. 30 verschiedenen Vorspeisen sollen wir wählen. Vom Haus kommt noch eine riesengroße Schüssel Salat und dann das große, luftig kross gebackene Brot aus dem Steinofen, was puff macht wenn mann reinpickt und sich dann auf 1/3 reduziert. Hmmmmm war das lecker.
Am Abend buche ich noch unsere Heimflüge. Dort warten unsere Lieben und auch die Arbeit auf uns.
Natürlich schlafen wir nach solchem anstrengendem Tagwerk auch gut und auch die Temperatur ist in der Nacht sehr angenehm.

Fethiye, Telmessos, wurde erstmals im 5. Jhr. v. Chr. als Mitglied des attischdelischen Seebundes erwähnt. Ab dem 4. Jhr. v. Chr. wurde die Stadt von den Lykiern regiert.
Später gehörte sie zum Weltreich von Alexander dem Großen; später viel sie dem römischen Reich zu. Nachdem die Araber die Stadt im 7. Jh. verwüstet hatten , gelangte sie erst durch die Kreuzritter von Rhodos wieder zum Ansehen, als diese hier eine Burg errichteten. 1922 musste die überwiegend griechische Bevölkerung auswandern.

1957 machte das große Erdbeben wieder alles platt. Das neue Fethie lebt heute vom Tourismus, der Fischerei und von der Landwirtschaft.
Am sehenswertsten sind sicher die Felsengräber im Osten über der Stadt. Das Tempelgrab wurde im 4. Jh. v. Chr. im ionischen Stil erbaut. Viele kleine Felsengräber sind herum angeordnet. Den Toten, die es sich leisten konnten, wurde eine ganze Friedhofsstadt erbaut, damit sie in vertrauter Umgebung nach dem irdischen Dasein weiterleben konnten.

Heute am Sonntag wollen wir uns in Göcek treffen. Eigentlich wollten wir hier in Göcek vor Anker liegen, doch der Chef der Marina hat heute frei. Die Sekretärin weiß, daß wir einen " special price " bekommen sollen. Der Boss hat jedoch nicht verraten, wie hoch oder niedrig dieser Preis ist. Also fahren wir mit dem Bus nach Göcek denn wir brauchen uns heute Nacht keine Sorgen zu machen, ob der Anker hält. Ich sitze jetzt am Swimmingpool des ECE Saray Hotels, welches mit zur Marina gehört. Das Poolwasser hat 30 Grad, faßt schon ein bisschen zu viel. Heute ist Sonntag und ich mach mal 3 Stunden Urlaub. Fred ist an Bord geblieben. Er will das Motoröl wechseln und Diesel tanken.

Ich springe wieder ins Wasser denn es ist echt warm hier.
Güle, Güle .

Dienstag, den 20.6.2017

Morgens : Ankern nahe der Quellenbucht, Golf von Göcek
Abends: Buganker, 2 Heckleinen, Gemiler Adesi

Am Sonntag fuhren wir am Nachmittag mit dem Bus nach Fethiye. Der Weg führte  uns durch das fruchtbare Hinterland. Ellenlange Felder voll Stangenbohnen, Mais und Tomatenflanzen. Nach einer guten Stunde waren wir in Göcek. Hier haben wir im Oktober vor 9 Jahren mit einem 2. Seglerpärchen eine Beneteau 331 gechartert. Das erstemal. Wir wurden empfangen wie Freunde und das Gefühl ist auch all die Jahre geblieben. Wenn ihr auf eigenem Kiel kommt, nehme ich die Leinen persönlich an, sagte Hasan damals. Wir sind in E-mailkontakt geblieben und so hat uns Hasans Bruder beim einklarieren geholfen, dass kann man nicht in Göcek, da Göcek kein Port of Entry ist. Auch Göcek hat sich sehr verändert. Überall dicke Gullets oder große Motorboote. Die Charterflotte unserer Bekannten liegt vor dem Hafen auf Reede. Leider hatte die letzte Chartercrew Pech und die beiden Männer mussten ein Boot nach Göcek zurück bringen. Wir hatten dann zwar Telefonkontakt aber sie waren noch nicht zurück im Hafen. Auch waren wir zum Pideessen ( Art Pizza ) nach Göcek gekommen; hatten wir doch am letzten Abend vor 9 Jahren uns fast durch die gesamte Pidekarte gefuttert. Um 21 Uhr machten wir uns langsam zurück auf den Weg zur Busstation, der letzte Bus fuhr um 22 Uhr. Im Restaurant an der Busstation bestellten wir dann endlich Pide ohne unsere Bekannten getroffen zu haben. 10 Minuten später klingelte das Telefon und Wilma, Hasan und Azziz waren nur 5 Minuten später im Restaurant. Wir liessen unseren Bus sausen, hatten uns viel zu erzählen und er weiss vielleicht klappt es ja dieses Jahr gemeinsam an der Göcekregatta teilzunehmen. Mit diesem Vorsatz stiegen wir um 00.30 Uhr ins Taxi, das uns zur Villa zurück brachte.

 

 

 

Am Montag morgen bekamen wir unseren " Specialprice " vom Chef persönlich. Wir erzählten ihm die ganze Geschichte von der gestohlenen Esmeralda; hatte ich ihm doch ein Foto von 1997 mit uns Zweien darauf, gezeigt. Wir verabredeten uns für die nächste Boot Düsseldorf und machten uns nun endlich auf den Weg Richtung Süden nach Kemer, dachten wir zumindest. Als wir bei der Hafeneinfahrt um die Ecke bogen kam uns heftiger Westwind entgegen. Wir hatten zwar nur eine Strecke von 6 Seemeilen, bevor wir nach Süd abdrehen mussten, aber es war für unseren 27 PS Motor kaum zu schaffen. Im Schutz der Inseln liefen wir in den Golf von Göcek ein mussten dann aber wieder nach West. Durch den Kanal zwischen den Inseln Tersane ( Pferdekopf ) und Dunzi kamen wir nur noch mit manchmal erschreckenden 1,7 kn voran. Die Gischt spritze auf Boot und manchmal bekam ich auch eine kleine Dusche ab. Die erste in den letzten 4 Jahren. Das ist ja ein Empfang im Golf von Göcek ! Manchmal jaulte der Motor auf, ich bin sicher vor Anstrengung. Dann bleibt einem fast das Herz stehen; denn was macht man bei 75 m Wassertiefe und 40 m Angerkette wenn der Motor keine Lust mehr hat?? Nicht dran zu denken, bei all den kleinen Nadelspitzen die aus dem Wasser lauerten. Wir schauten nun nach der nächsten sicheren Bucht und nicht mehr dorthin, wo wir eigentlich hin wollten. Um 15 Uhr fiel der Anker auf 5 m neben der Quellenbucht. Diese war uns aber zu voll. Der Wind pusstete weiter und erst nach dem 4. Versuch hielt der Anker. Als nach einer Stunde immer noch alles im grünen Bereich war, ging ich endlich schwimmen. Der Wind liess auch in der Zeit nach und wir konnten widererwartend gut schlafen.

Heute morgen war es wieder still auf dem Wasser. Ich schwamm meine gewohnten Runden ums Boot und dann gings los. Sicher durch den kleinen Kanal zwischen den Inseln. Überall sahen wir wunderschöne Anliegeplätze. Gerne wären wir noch ein paar Tage hier geblieben, doch im September kommen wir vielleicht nochmal wieder.
Der Pustegott meinte es wieder nicht gut mit uns, heute hielt er den Atem an. Wir setzten zwar für eine 1/2 Stunde das Vorsegel, doch dann bekamen wir den Wind wieder direkt auf die Nase. Doch unter Motor kamen wir mit 4,5 kn gut voran. Hatten ja heute nur eine Strecke von ca, 14 sm vor uns.
Die Insel Gemiler ist von allen Seiten gut geschützt. Wir liegen ungefähr auf dem gleichen Ankerplatz wie vor 9 Jahren. Haben den Buganker auf  8 m Wassertiefe gesetzt, 2 Heckleinen ans Wohnzimmer der byzantinischen Wohnung befestigt und blicken auf den Baba Dag ( Vater Berg ), der mit fast 2000 m Höhe auf uns herunter schaut.

 

" Iyi akschamlar "

 

 

Gute Nacht !

 

 

 

 

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© Ursula Alewijnse