SY Villa Achterwerk
SY Villa Achterwerk

Dienstag, den 7.3.2017
Monemvasia, Peloponnes 
Seit Freitag sind wir wieder in der Heimat der Hellenen. Aegean Airlines hat uns in knapp 3 Std. in einer der suedlichsten Orte Europas gebracht, Kalamata auf dem Peloponnes. Unser Leihwagen, ein Toyota Aygo, wartete bereits vollgetankt auf uns. Die Fahrt bis  zum Hotel dauerte knapp 15 Minuten. Schon bald genossen wir unser erstes Bierchen an der Strandpromenade.

 

Samstag lockt uns die Sonne. Nach einem kleinen Fruehstueck im Hotel machen wir uns auf den Weg um in Kalamata bei meinem Internetanbieter fuer 30 Tage eine neue card zu kaufen. Zurueck durch den Stadtpark, der eine Reihe historischer Lokomotiven und Waggongs der griechischen Eisenbahngeschichte zeigt, machen wir uns auf den Weg in die Marina. Fuer uns war Kalamata evtl. ein Ort zu  ueberwintern, haben uns aber dann fuer Messolonghi entschieden.

 

 

 

Erst gegen Mittag fuhren wir in den westlichsten Finger des Peloponnes. Leichte Huegellandschaften mit tausenden von Olivenbaeumen, darunter in allen Farben bluehende Wiesen, saeumten unseren Weg. Nach einer Stunde hatten wir den Fischereiort Koroni erreicht. Ein Weg schlaengelt sich hinauf zu einem riesigen Kastell. Koroni und das westlich gelegene 

Methoni galten bei den Venezianern als die Augen im Messenischen Golf. Die 2 Festungen sicherten den Handel zwischen Adria und Aegaeis, waren Versorungshafen und Umschlagplatz fuer den Sklavenhandel mit tuerkischen Gefangenen. Zwischen den Mauern aus byzantinischer, venezianischer und osmanischer Zeit stehen noch bewohnte Haeuser. Nicht nur Kulturen, auch verschiedene Religionen sind hier oben hinter den dicken Steinmauern vereint. So haben die Tuerken in einer fruehchristlichen Basilika, in einem Seitenschiff, eine kleine Moschee gebaut.

Am Sonntag starten wir schon frueh um 9.00 Uhr. Heute geht es zur Westkueste des Peloponnes. In die beruehmt beruechtigte Bucht von Navarino. Im Oktober 1827 loeste hier ein Missverstaendnis eine der groessten Seeschlachten aus. 27 britische, franzoesische und russische Schiffe lagen hier vor Anker. Sie wollten die tuerkisch-aegyptische Flotte daran hindern Versorgungsgueter nach Patras zu bringen und somit den Sultan zur Annahme des von den Aliierten in London beschlossenen Waffenstillstands zwischen Griechen und Tuerken zu erzwingen. Als ein aegyptisches Schiff zu nahe an ein britisches Schiff fuhr, hissten die Briten eine weisse Flagge. Die Aegypter eroeffneten das Feuer. Das grosse Sterben begann. Nach nur 4 Stunden war die gesamte Tuerkisch-aegyptische Flotte von 90 Schiffen vernichtet. Die Alliierten dagegen verloren nicht ein einziges Schiff. Unfreiwillig wurde so die Befreiung Griechenlands eingeleitet. Kurz darauf starteten die Franzosen auf dem Peloponnes einen Feldzug gegen die Osmanen.Die Russen erklaerten darauf dem geschwaechten osmanischen Reich ebenfalls den Krieg. 

Auch andere geschichtliche Spuren finden wir an diesem Stueck Kueste. Wir klettern ueber bluehende Wiesen den schmalen Pfad hinauf zur Burgruine des mykenischen Koenigs Nestors. Hohes Gestruepp erschwert uns den Weg durch die verfallene Ruine. Ein atemberaubender Blick ueber die Voidokilia-Bucht und die anschliessende Osman-Aga-Lagune, die einer der groessten Griechenlands ist, laesst uns die Sorge um den schwierigen Abstieg erstmal vergessen. Dann geht es "step by step" hinunter. An manchen Stellen ist der Abstieg mit 2 dicken Drahtseilen gesichert an denen man sich festhalten kann. Der Schweiss tropft mir von der Stirn, meine Brille beschlaegt und so machen wir kleine, ungewollte Pausen. Nach einer Stunde haben wir es geschafft. Wir wandern durch die Duenen zurueck zum Auto.

In Pylos, einem kleinen Ferienort, etwas suedlicher, trifft sich heute am Sonntag, der ganze Ort in den Tavernen und Cafes. Auch wir machen hier halt. Was die Dorfjugend mit viel Laerm und Pyrotechnik feierten haben wir leider nicht rausbekommen.

Weiter, 40 km in den Sueden, sind wir in Methoni. Auf einer Felshalbinsel ragen die Mauern der venezianischen Festung hoch hinauf. Im 15. Jh. lebten in ihrem Schutz bis zu 2000 Menschen.

Auf der Rueckfahrt kaufe ich am Wegesrand Honig, Tomaten, Apfelsinen und Rotwein. Im Landesinneren wollen wir noch die Wasserfaelle von Polilimnio besuchen. Eigentliich haben wir keine grosse Lust mehr zu laufen. Doch die kleine Strasse, den Berg hinauf, ist nicht mehr als ein Trampelpfad. Wir lassen das Auto an der kleine Dorfkapelle stehen und bewegen uns wiedermal per pedes. Leider muessen wir den Berg auch wieder herunter. In einer kleinen Taverne, direkt neben unserem Hotel, werden wir mit einem leckeren Essen versorgt. Unseren Absacker ( Ouzo ) giessen wir in unserem Hotelzimmer ein. Wir sind platt! 

Am Montag verabschieden wir uns vom Hotel Plaza. Unsere Reise fuehrt uns heute Richtung Osten, an den schneebedeckten Huegeln des Taigettos Gebirges (2400 m) vorbei, in die Mani. Wir befinden uns jetzt in Lakonien. Ueberall sieht man schon aus weiter Ferne die viereckigen Wohntuerme, die einen eher an Nordafrika, als an Europa erinnern. Zum Teil sind sie unbewohnt oder werden zu Hotels umgebaut. Auch hier in der Mani findet man richtige Geisterstaedte, wo man ausser Ziegen kein anderes Lebewesen findet. Die Mani ist vom Wind zerfurcht, es gibt kaum bluehende Felder, mehr Gestruepp und die schroffe Felskueste gibt kaum einen Standstrand her. 

Ein weiteres, spannendes Abenteuer ist die unterirdische Kahnfahrt duch eine der grössten Tropfsteinhöhlen Europas. Bei Aeropoli führt uns eine 5 km lange Asphaltstrasse hinunter ans Meer. Die Diroutropfsteinhöhlen liegen direkt neben einer 2. Höhle die schon in der Steinzeit bewohnt war. Diese Höhle kann man leider nicht besuchen. Wir werden eine halbe Stunde klanglos durch die brilliante Höhlenlandschaft gestakt. Ich sitze als erste von vier Personen im Boot und darf nicht vergessen ab und zu den Kopf einzuziehen. Wir kommen uns vor wie Höhlenforscher und aus dem Staunen nicht mehr raus.

Eine Stunde spaeter, stehen wir dann am Cap Tenaro, einem der suedlichsten Orte des europaeischen Festlandes. Wir besuchen den Poseidontempel. Hier vermuteten die Hellenen in der Antike, einen der Eingaenge in die Unterwelt.

Am fruehen Nachmittag machen wir uns auf den Weg ueber die Ostseite der Mani Richtung Monemvassia. Die sehr schmale Strasse fuehrte uns die Berge rauf und runter und manchmal sahen wir nur noch den Himmel, statt den Strassenverlauf. Das ist nun wirklich nichts fuer mich. Gott sei Dank kamen uns auf der ganzen Strecke nur 3 Autos entgegen. Wir beschlossen einen Umweg von 30 km zu fahren um wieder auf eine etwas breitere Strasse zu kommen. Durch die Ebene bei Githio fuhren wir durch km lange Apfelsinenplantagen. Oft stand ein grosser LKW, beladen mit den orangenen, leckeren, süssen und saftigen Kugeln im Weg. 

Echt lecker!

Um 17.30 Uhr nahmen wir den Schluessel unserer Ferienwohnung entgegen. Wir waren früh morgens bei Lidl einkaufen und ich war echt froh nach so anstrengenden Kilometern die Kochlöffel schwingen zu können. Mit Blick auf Monemvassia genossen wir unser Abendmahl.

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© Ursula Alewijnse