SY Villa Achterwerk
SY Villa Achterwerk

Mittwoch, den 7.6.2017

Morgens: Insel Astypalaia, Porto Vathy
Abends: Insel Nisyros, Pali

Es war herrliche Ruhe vor Anker auf unserem Bergsee. Die Sonne macht uns schon früh wach und so geht um 7.15 Uhr der Anker auch schon auf. Heute wollen wir über 40 sm schaffen. Wir brauchen einen sicheren Hafen. Ab übermorgen ist Meltemi angesagt.
Meltemi entsteht durch Luftdruckgegensätze zwischen einem Azorenhoch über dem westlichen Mittelmeerraum und einem Monsumtief zwischen dem Persischen Golf und Nordindien. Wenn sich über dem Balkan dann noch ein Hoch aufbaut und sich über dem anatolischen Hochland ( schau ich gerade drauf, 2000 m hoch ) ein Hitzetief befindet. Der Starkwind dauert  normalerweise ca. 3 Tage an. Der räumliche Schwerpunkt hat der Meltemi auf den Kykladen, vor allem im Süden. Deshalb haben wir auch Santorini mit dem eigenen Boot gemieden. Gestern waren dort bis 9 Windstärken angesagt.
Also tuckerten wir mit wenig Wind, genau 90 Grad, gen Osten. Nach ca. 2 Stunden und nur Wasser um uns herum, sichteten wir die Südspitze von Kos, wenig später die Vulkaninsel Nisyros, unser heutiges Ziel. Nisyros ist 60 sm von Rhodos entfernt .
Bald schweifen unsere Blicke in die Ferne; ja da sind sie, die 2000 m hohen Berge auf dem anderen Kontinet. Zwischen den Inseln Kos, Tilos und dem Kap Knidou ( Türkei ) befindet unsere kleine Vulkaninsel Nisyros von der es eine Geschichte zu erzählen gibt. Doch vor der Geschichte erstmal Fakten:
Die Fläche von Nisyros beträgt nur 42 qkm. Die Insel hat eine konische Form und ist grösstenteils bergisch. Vor ca. 5 Millionen Jahren wurde diese Insel aus dem Meer geschleudert. Der Vulkan ist der jüngste, tätige Vulkan Griechenlands und nicht älter als 1500 Jahre. Schon Hippokrates berichtete über die heilenden Thermalquellen, vor allem hier im Fischerdorf Pali. Die alten Badehäuser mit 160 Gastzimmern sind aber heutzutage leider geschlossen. In der Caldera befindet sich fruchtbares Land und wie in Holland weiden ( schwarz / weisse ) Milchkühe.

Nun die Geschichte aus der Mythologie :
Die Entstehung Nisyros.
Als die Giganten miteinander kämpften bemerkte der Meeresgott Poseidon, das der verfolgte und besiegte Polyvotis entkommen war und nun ängstlich die Ägäis durchschritt, um sich in Sicherheit zu bringen. In der Nähe von Kos erreichte ihn Poseidon, der gerade mit seinem Dreizack ein Stück von Kos ( Kap Cheloni ) abgetrennt hatte. Er wirft mit dem Stück Land auf Polyvotis, trifft und erschlägt ihn. So entstand die Insel Nisyros und Polyvotis sendet jetzt mit jedem Atemzug einen tiefen Seufzer aus dem Vulkan der Insel.
Die Fahrt ist sehr ruhig. Mittags muntert uns eine Delfinschule auf. Durch das leise schnurren unseres Motors, döse ich ein bisschen vor mich hin. Gegen 15 Uhr erreichen wir den Kanal nach Rhodos. Nun müssen wir wieder beide mit wachen Augen dabei sein. Da ich bei einem Frachter nicht weiss ob er nun unsere Richtung beibehält oder in den Kanal einbiegt, gehe ich lieber auf Gegenkurs. Als ich nach dem Frachter aus Panama meinen Fahrtweg wieder aufnehmen will, merke ich, dass er eine sehr lange Leine mit etwas undifinierbarem hinter sich her zieht. HOLZAUGE SEI WACHSAM?
Auf der Backbordseite lassen wir Kos und die von weitem leuchtende, weisse Insel Yali liegen. Dort wird hauptsächlich Bimsstein abgebaut. Um 16.30 Uhr lassen wir den Buganker fallen; 2 Heckleinen werden angenommen. Wir sind wieder gut gelandet und haben Strom und Wasser vor der Türe. Eine nette Dame kassiert am Abend 5,18 € pro Nacht. Das Abendessen ist so gut und viel das Fred meint, für eine Woche Fleisch genug gegessen zu haben. Für mich gab es Insellamm aus dem Ofen, für Fred einen Grillteller, der eher die Größe eines Wagenrades hatte.

Donnerstag früh mieten wir uns für 20.-- € einen kleinen Kia. Wir haben von der Autovermietung einen selbst zusammengestellten Tagesplan für die einzelnen Besichtigungspunkte bekommen. Oben auf dem Kraterrand gibt es 2 kleine Orte.
Als wir im ersten Berdorf Emporios ankommen, sind die Berge, vor allem der höchste Berg Prophet Ilias ( 698 m hoch ) dick im Nebel eingepackt. Wir trinken einen Tee bzw. Kaffee und schauen mit einem herrlichen Blick über die Caldera, die in sämtlichen Farben zu bestaunen ist. Das Auto bringt uns nach nur 20 Minuten durch das fruchtbare Tal zum Besichtigungspunkt der Caldera. Um uns herum schnüffeln wir Schwefel und duftende Kräuter. 450 Planzen-, 84 verschiedene Vögel-, 7 Reptilienarten und auch besonders geschützte Robbenarten sind hier auf Nisyros zu Hause. Also befinden wir uns mal wieder mitten im Paradies.
Anschliessend geht es eine steile, aber gut ausgebaute Straße, hinauf zum       " Eagelsnest " ( Adlernest ). Von dort haben wir einen sagenhaften Ausblick über die Insel, die Caldera und rüber zur Nachbarinsel Tilos und das türkische Festland. Die Insel Rhodos können wir leider nicht entdecken, denn es ist bewölkt und beginnt zu regnen. So besuchen wir das einziges Vulkanmuseum der Dodekanes Inseln und schlendern durch die engen Gassen. Diese Stille ist richtig unheimlich. Ein paar Katzen schleichen durch die engen Gassen; ein Mann streicht seine Fenster. Sonst ist niemand zu sehen. Am Dorfplatz angekommen, dort gibt es 2 Tavernen, machen wir eine kleine Pause. Nur ein Mann und ein paar junge Männer sitzen an den Tischen. Sie sind mit Kameras bewaffnet und fragen ob es stört, wenn sie die Porta, den mit Kieselsteinen bepflasterten Platz, für eine Fernsehreportage aufnehmen. Da sie aber erst noch ihren Frappe geniessen möchten, haben sie Pech.
Ein paar Minuten später fallen die Insassen von 2 Ausflugsbussen                     ( Tagesausflug von der Insel Kos aus ) über die kleine Porta her; vorbei ist es mir der Einsamkeit. Das Fernsehteam zieht ab und wir verschwinden in den Gassen, um uns das ruhige Nikia anzuschauen. 
Natürlich geht es jetzt zum Hauptort Mandraki. Dort legen die Fähren an und Segler haben hier nichts zu suchen denn fasst überall ist es untief. Die Insel wurde schon früh besiedelt. Im 3. Jh. v. Chr. von den Ägyptern besetzt, wurde sie an die Römer weitergegeben. Dann kamen die Byzantiner, 653 n. Chr. gehörte die Insel kurzzeitig einem syrischen Kalifen. Nachdem sich 1312 die Kreurzritter auf Rhodos niedergelassen hatten, erschienen sie auch auf Nisyros und errichteten an den wichtigsten Stellen Kastelle. Im Jahre 1522 wurden die Kreuzritter jedoch von den Osmanen vertrieben.
Die über Mandraki wachende Akropolis, mit ihren bis zu 3,60 m dicken Mauern, besichtigen wir in den frühen Abendstunden. Wir sind hier ganz alleine und geniessen die grandiose Aussicht. Da wir in 5 km wieder zurück in Pali sind, beschliessen wir die langen Lavastrände südlich von Pali anzuschauen. Vorbei an den Thermalbädern, die im 2. Weltkrieg von den deutschen Truppen zerstört wurden. Wieder sind wir ganz alleine. Eine gute Asphaltstrasse führt uns am Meer entlang, Richtung Kap Loutros. Doch irdendwie scheint hier das Ende der Welt zu sein!
Der Dichter Angelos Simiriotis sagt in einem seiner Gedichte über Nisyros:

" Insel ist es keine? Rundherum, egal wo du auch schaust, eine Bucht findest du nicht um heinein zu fahren, auch keinen Hafen um dort anzulegen."

Herr Simiriotis lebte von 1873 - 1944. Da gab es hier noch keinen Hafen. Pali ist auch bis heute, der einzige auf der Insel.

Samstag, den 10.6.2017

Die Skipperin hat Geburtstag???

Die Sonne weckt mich und........hmmm der Duft von frischem Jacobskaffee. Dank Llidl in Messolonghi, hat mein Schätzchen ihn für mich zubereitet. Der Wind hat die ganze Nacht geblasen, doch wir liegen gut vertäut, hinter riesengrossen Steinen, versteckt an der Innenseite der Kaimauer. 
Nun ist es soweit. Das Lebensjahr meines Renteneintritts hat begonnen. 
Fühle mich aber heute nicht wirklich älter !??

Ich denke zurück: Heute vor genau 4 Jahren, hat unsere Reise begonnen.
Am 10.6.2013 haben wir unsere Leinen in Roermond / Holland gelöst.

Die ersten 1330 km haben wir mit liegendem Mast die Flüsse und Kanäle bis zum Mittelmeer durchfahren.

Bis jetzt sind 3200 sm dazu gekommen, das sind ungefähr 5923 km,

Wir haben nun also rund 7255 km auf dem Buckel.

Auf unserer Villa Achterwerk haben wir ca. 800 Nächte verbracht. Meist haben wir uns sicher gefühlt. Doch gab es auch Momente da fragten wir uns: 
 " WARUM TUN WIR DAS??? "

Bei Wind und Wetter...               Wegen Wind und Wetter

All die fremden Menschen...      Wegen der fremden Menschen

Die andere Natur...                     Wegen der anderen Natur

Das ungewöhnliche Essen...     Wegen des ungewöhnlichen Essens

Die fremden Gebräuche...         Wegen der fremden Gebräuche

Es werden uns unvergessliche Stunden bleiben. Wir sind immer mit offenen Armen und Herzen empfangen worden!!!!!

Doch manchmal war auch der Wind zu heftig, die Temperatur zu niedrig oder zu heiss, der Ankergrund nicht gut, die Parkbox für unser Boot zu eng, die paar qm auf unserer Villa zu wenig für Zwei und zu vielen Büchern an Bord.

Und doch...............

wir werden und würden es wieder und weiter tuuuuuuuuun!

 

Dienstag, der 13.06.2017

Der Seefunk meldet:

SY Villa Achterwerk und Crew sind gegen 15.30 Uhr wohlbehalten in einer Marina auf Rhodos angekommen.

Sie haben von dem schweren Erdbeben, das die griechische und türkische Ägäisküste erschüttert hat, nichts mitbekommen.

 

Mittwoch, der 14.06.2017

Die Crew hatte heute einen schweren Tag und haben von 09.00 - 17.30 Uhr ausklariert.

Am Freitag den 16.07.2017 werden sie die Türkei erreicht haben und Skipperin Uschi meldet sich wieder persönlich.

 

gez. Hein Blöd

 

 

 

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© Ursula Alewijnse