SY Villa Achterwerk
SY Villa Achterwerk

Mittwoch, den 21.6.2017

Morgens: Gemiler Adesi
Abends: Kalkan, Ormos Yesilkoy

Nur mit 3 Segelbooten haben wir die letzte Nacht an diesem romantischen Fleckchen Erde verbracht. Mit direktem Blick in die uralten, verlassenen Wohnungen fragt man sich immer wer und wie haben die Menschen in den verschiedenen Epochen hier gelebt. Am frühen morgen kommt Leben in die Bude. Die ganze Ruine ist auf einmal übersät mit Ziegen, die sich die besten Zweige wohl an den unmöglichsten Stellen der Ruinen rauszupfen möchten. Leider ist der Bäcker auf dem Motorboot noch nicht so früh unterweg und ich beschliesse, wenn wir heute nachmittag vor Anker liegen, ein Brot zu backen. Wir ziehen vorbei an Öldeniz, mit seinem schneeweissen Strand und der langen Lagune dahinter, welches einen an Fotos von der Karibik erinnern lässt. 20 Minuten später begegnet uns das erste Segelboot welches sich in die Schmetterlingsbucht begibt. Zwischen 2 Berghängen öffnet sich ein grünes Tal in dem sich über 30 verschiedene Arten von Schmetterlingen zu tausenden tummeln. Nur mit Booten - Ausflüge werden von Fethiye aus angeboten - oder einem schwindelerregenden Wandelpfad gelangt man in dieses Naturschutzgebiet. Wir blicken nochmal auf den Baba Dag; ein Paradies für Gleitschirmflieger. Doch so früh, jetzt um 9.30 Uhr, stimmt es mit der Termik noch nicht so ganz. Um 15 Uhr lassen wir den Anker auf dem 4,5 m tiefen Sandboden in der Yesilköy Bucht, gegenüber Kalkans, ins Wasser gleiten. Wir befinden uns nun in Lykien und haben hier die Provinz Antalya erreicht. Ich bringe 2 Landleinen ans Ufer, denn zum Abend haben wir immer Wind von den Bergen und wir wollen ja ruhig schlafen. Die Wassertemperatur hat mittlerweile 25 Grad erreicht. Fred war immer noch nicht schwimmen, er wartet auf die 28 Grad. Ich backe ein Brot mit einer knabberigen Kruste, dazu gibt es einen Salat. Zum Nachmittag haben sich noch ein paar kleinere Gulets zu uns gesellt, die mit ihren wenigen Gästen einen Badestopp eingelegt haben.

Donnerstag, den 22.6.2017

Morgens: Kalkan, Yesiköy
Abends: Kas, Neue Marina

Um 9.30 Uhr starten wir Richtung Kas.

Kas wurde auf dem Gebiet des antiken Antiphellos aufgebaut. Zur römischen Zeit wurden von hier aus Holz und Schwämme exportiert. Es geht Richtung Süden. Gestern, kurz bevor wir Kalkan erreichten, ging es vorbei an den 7 Kaps. Im Hintergrund das mächtige Taurusgebirge, welches sich fast 1500 km die ganze Küste entlang zieht. An langen Sandstränden, unter  Dünen begraben, wartet das alte Patara heute noch darauf ausgebuddelt zu werden.
Patara war einst die wichtigste Hafenstadt Lykiens. Heute werden zwischen den antiken Überresten Getreide und Gemüse angebaut.
Heute wollen wir in die neue Marina von Kas, denn  wir müssen nochmal Diesel bunkern. Die nächsten Tage wollen wir in den Buchten verbringen denn Wind haben wir höchstens um die Mittagszeit. Wir manövrieren uns dank Navionics durch die Inselwelt und müssen aufpassen das wir nicht wieder in Griechenland landen.
Die Insel Kastellorizon ( griechisch ) oder Megisti ( türkisch )  liegt nur 2 km vom türkischen Festland entfernt. 1923 beim Abschluss des Lausanner Vertrages wurde diese Insel an die Griechen verteilt.  Hier beginnt oder endet Europa !
Die nächste griechische Insel ist ca 150 km entfernt. Eine Emigrationswelle brach hier los, wie sonst kaum wo anders zu dieser Zeit. Die Regierung verschenkte Näh- und Waschmaschinen und versprach Steuererleichterungen. Doch die meisten Insulaner zogen ins ferne Australien und kommen heute höchstens als Urlauber zu Besuch in ihre  alte Heimat.
In der Kas Marina werden wir vom Marina Mananger freundlich begrüßt und zu Kaffee und einem Plauderstündchen eingeladen. In englischer, deutscher und ein wenig türkischer Sprache gibt es eine informative Unterhaltung. Wir genießen die wunderschöne Anlage und vor allem eine herrliche Dusche. Um 18.30 Uhr machen wir uns auf den Weg in den Ort Kas, den wir nach 15 Minuten erreicht haben. Natürlich führt uns unser erster Weg in den Stadthafen. Hier haben wir vor  9 Jahren mit dem Charterboot gelegen und uns mächtig erschrocken als uns ein Tavernenwirt am frühen Morgen frisches Brot aufs Deck geschmissen hat. Er tut es immer noch. Natürlich kehren wir bei ihm ein. Fred's osmanischer Fleischtopf und mein Lammkebab schmecken super; dazu viel frisches Gemüse. Unser heiß geliebtes Efesbier kostet, wider erwartend nur 10 TL der 1/2 Liter; das sind genau 2.50 €. Anschliessend machen wir noch einen Rundgang durch die gemütlichen Gassen der Altstadt. Alles ist mit Fähnchen geschmückt denn morgen beginnt das Bayramfest. 3 Tage wird das Ende des Ramadans ( Fastenmonat ) gefeiert. Es wird auch Zuckerfest genannt. Die Kinder werden, ähnlich wie bei uns am St. Martin, die Nachbarn um Süssigkeiten fragen. In der Marina ist es mucksmäuschenstill und wir genießen einen  Absacker und einem wunderbaren Sternenhimmel.

23.6.2017

Morgens: Kas Marina
Abends: Kekova Adesi, Karaloz          ( Pferdekopf ) Bucht.

Es ist 11.30 Uhr als wir die Kas Marina verlassen. Diese Marina war bis jetzt die angenehmste seit wir in der Türkei sind. 2 Marineros sind uns behilflich und nehmen die beiden Chipcards vom Schlauchboot aus in Empfang und lösen die Mooringleine. Die Marina wurde 2011 eröffnet. In 15 Minuten ist man im Stadthafen und in der wunderbaren Altstadt von Kas. Ein kleines Hotel, ein Supermarkt und ein Hamam sind in der Marina vorhanden. Die Marina liegt in einer fjordähnlichen Bucht, sicher geschütz vor allen Winden durch eine vorgelagerte Halbinsel.
Wir schleichen uns wieder dicht an der griechischen Grenze mit der Insel Kastellerizon vorbei. Nur auf dem Kartenplotter kann ich ausmachen welche der kleinen Inselchen wohin gehört. Nach 2 Stunden können wir endlich 70 Grad setzen und verschwinden gegen 16.30 Uhr zwischen den Felsen der Südseite der Insel Kekova, wo sich wie in einem Märchen die glasklare Bucht des Ankerplatzes Karaloz für uns öffnet. Nur in der Kekovabucht, mit ihrer versunkenen Stadt, könnte man einen ganzen Segelurlaub verbringen.
Das steht erst für September auf unserem Plan. In Karaloz ankern wir auf 6 m und ich lege 2 Heckleinen aus. Beim Schnorchelgang sehe ich, dass unser Anker über dem Anker des einzigen Gulets liegt. Ich schwimme zum Gulet hin und erfahre vom Kapitän, dass das Gulet auch diese Nacht hier bleibt. Wir müssen morgen nur vor ihnen den Anker hoch ziehen. Eine Stunde später kommt noch ein engl. Segelboot. Fred ist sicher das sein Anker nun über unserem liegt aber das werden wir morgen früh sehen. Die Bucht ist nur ca.    40 m breit; da ist wirklich nicht viel Platz. Am Abend ist es windstill und nur ein paar Ziegen meckern herum. Vom Gulet kommt keine laute Musik, wie sonst meistens üblich, sondern die jungen Türken singen uns in den Schlaf.

Samstag, den 24.6.2017

Morgens: Kekova Adesi
Abends: Adrasan, Cavus Bucht

Es ist tatsächlich so wie Fred vermutet hat. Als wir um 8.30 Uhr den Anker hochziehen, sitzt die Ankerkette der Engländer über der unseren. Es ist windstill und der Nachbar kommt mit dem Schlauchboot und entwuselt mit Fred unsere beiden Ankergeschirre. Übrigens das erstemal auf unserer langen Reise. Ich fahre mit unserer Villa achteraus bis ich mich drehen kann. 40 m sind nicht viel um das Boot aus diesem engen Schlauch heraus zu manövrieren.
Wir legen Kurs 85 Grad an. Es sind genau 23 Seemeilen bis zum Tasilk Burnu.  Dieses wurde in der Antike sehr gefürchtet und so manche Schätze die hier untergegangen sind, kann man heute in den Museen besichtigen. Um 13.30 Uhr passieren wir diese berüchtigte Stelle. Ein gemütlicher achterlicher Wind hat uns bis hierher geschoben. Nun haben wir den Golf von Antalya erreicht. Die Westküste wird durch die Gebirgskette des lykischen Taurusgebirges begrenzt. Man sagt eine der schönsten Küsten der Welt. Was uns auch einige Weltumsegler bestätigt haben. Steile Klippen, kleine Inseln, Kiefernwälder und weisse Standstrände; alles ist manchmal allein auf einen Blick zu sehen.
Da wir seit über 20 Jahren dieses Gebiet, in der Zeit zwischen Oktober und Mai durch unsere Wanderungen und Ausflüge bereist haben, fühlen wir uns DAHEIM.
Unser grösster Wunsch war immer das mal vom eigenen Boot aus zu erleben.
Nachdem wir das Festland und die vorliegenden Inseln durchquert haben, setzt der Kapeffekt ein und wir düsen die nächste halbe Stunde mit halbem Wind mit bis zu 7 kn Richtung Adrasan. Schnell muss ich noch ein paar Fotos vom Gelidonya Leuchtturm schiessen, wo wir vor vielen Jahren mit Joe und meiner Mutter eine Wanderung hinauf gemacht haben.  Nach einer weiteren Stunde erreichen wir die große Cavus Bucht von Adrasan. Wir lassen den Anker auf     7 m Sandboden fallen und haben die nächsten Stunden ordentlich Wind, doch der Anker hält gut. Um 21.30 Uhr geht der Wind schlafen und wir auch.

Kurz vorm einlaufen in die Bucht von Adrasan sehe ich beim steuern auf meiner Backbordseite aufeinmal die Rückenflosse eines einzelnen Delfins, auch Engel der Meere genannt. Er schaut mich einmal an als wolle er sagen:       MERHABA, da seit ihr ja ! ⛵️

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© Ursula Alewijnse